VEJEN
Ziel
In Vejen verkörpern zwei bis vier Spieler clevere Händler, die auf dem Ochsenweg zwischen Deutschland und Dänemark verkehren, um auf ihren Reiserouten möglichst viel Geld zu erwirtschaften.
Regeln
Zunächst wird der Spielplan in die Mitte platziert. Alle Utensilien werden bereitgelegt (Waren, Münzen, Marker, Karten…). Jeder Spieler erhält sein eigenes Spielertableau und das Material seiner Farbe. Die Protagonisten starten mit zwei Münzen sowie einem Kontor und ihrer Spielerfigur auf dem Standort ihres Tableaus. Von den zwölf Ereigniskarten werden die Karten Start und Finish offen ausgelegt. Der Rest bleibt zunächst verdeckt.
Vejen verläuft über zwölf Runden, die immer in vier Phasen untergliedert sind. Als erstes wird das nächste Ereignis aufgedeckt, das für die aktuelle Runde gilt. Weiterhin beeinflusst die Karte die Währungen im Spiel, denn in Vejen kommen zwei Währungen zum Einsatz (Dänische Kronen und Deutsche Taler). Anschließend erhalten die Spieler das Einkommen ihrer Kontore sowie Bewegungspunkte gemäß der Qualität ihres Karrens. Dann folgt die Aktionsphase, in der die Protagonisten eine der sechs Standardaktionen beliebig oft ausführen können. Wichtig: es gibt auch Nebenaktionen, die ebenfalls ausgeführt werden können, z.B. eine Kreditaufnahme oder Reisen (--> Bewegungspunkte beachten). Die sechs „regulären“ Aktionen sind Kaufen, Verladen, Veredeln, Verkaufen, Bauen und Ausbauen/Aktivieren. Einige Aktionen sind ortsabhängig. Die Währung richtet sich nach dem Land, in dem sich der Spieler gerade befindet. Abhängig von der aktuellen Ereignisart wird zum Rundenende eventuell das Ereignis abgehandelt und der Startspieler wechselt.
Im Verlauf der Partie erschließen die Spieler nach Möglichkeit lukrative Routen, die sie verwenden, um immer mehr Geld zu erwirtschaften. Die Partie endet nach der zwölften Runde mit der Schlusswertung, in der die Spieler eventuell Wertungskarten erfüllen und Strafen für nicht beglichene Kredite erhalten. Der Spieler mit dem höchsten Gesamtvermögen hat dann gewonnen.
Meinung
Vejen ist ein grundsolides Kennerspiel, das prinzipiell Vieles richtig macht. Zum einen setzen die Macher auf bewährte Mechaniken („pick up and deliver“) aber zusätzlich führen sie relativ ungewöhnliche Prinzipien ein, was Vejen recht originell macht. Die Spielmechanik, dass nur eine Hauptaktion beliebig oft pro Runde ausgeführt werden kann ist ziemlich selten. Damit dieses Prinzip funktioniert müssen freie Nebenaktionen her, und das wurde von den Autoren gut gelöst. Bei den Ereignissen halten sich positive und negative Effekte die Waage, wobei manche Restriktionen bestimmte Spieler stärker treffen als andere. Nichtsdestotrotz spielt das Glück eine untergeordnete Rolle. Vejen ist ein lupenreines Eurogame, das größtenteils berechnet werden kann. Dabei artet die Grübelei aber nie in Arbeit aus und hat auch keinen faden „Exceltabellen-Beigeschmack“, sondern macht durchaus Spaß. Eurogamer kommen hier voll auf ihre Kosten und bekommen mit dem Zwei-Währungssystem außerdem einen frischen Spieleffekt geboten.
Bei allem Lob darf jedoch nicht verhehlt werden, dass Vejen auch Schattenseiten hat. Die Anleitung ist zwar grundsätzlich verständlich, aber einige Unklarheiten müssen in Foren oder FAQs nachgelesen werden. Und stilistisch merkt man dem Regelwerk an, dass die Verfasser noch nicht so viel Erfahrung haben, denn stellenweise fehlt einfach eine gewisse Lockerheit.
Wie es sich für Eurogames gehört, ist die Interaktion bei Vejen ziemlich klein gehalten. Überfälle durch Bonuskarten sind jedoch mächtige Ausnahmen und können einen Konkurrenten massiv schädigen, wenn sie zum richtigen Zeitpunkt stattfinden -beziehungsweise zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt aus Sicht des Betroffenen.
Fazit
Ein Überflieger ist Vejen nicht. Wer jedoch gerne optimiert, funktionierende Handelsketten aufbaut und Spaß an anspruchsvollen Eurogames hat, sollte Vejen ruhig eine Chance geben und die Veröffentlichung auf den Merkzettel setzen.
7 | heavywolf 05.05.2020 |
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